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Donnerstag, 18. August 2016

The Spectator: Es ist töricht eine Emotion zu verbieten - insbesondere Hass



Von Rod Liddle, 20. August 2016


In Österreich wurde ein Mann zu drei Monaten Haft verurteilt, weil er im Internet ein Bild seiner Katze veröffentlicht hat. Das Foto zeigte die Katze, deren Name unbekannt ist, wie sie ihre rechte Pfote hebt, als würde sie den Nazigruss machen. Dazu hatte sie einen Seitenscheitel im Fell und etwas, das was wir als den speziellen Schnäuzer identifizieren. Offenbar ist die geistig umnachtete Kreatur eine Anhängerin des umstrittenen Politikers Adof Hitler und genauso offensichtlich sind die Österreicher etwas sensibel wenn es um dieses Thema geht. Unerhörterweise bekam die Katze selbst keine Strafe aufgebrummt, obwohl sie sicherlich wusste, was sie sich da einbläuen würde mit ihrer fröhlichen Teilnahme an dieser schäbigen Nummer. Ich hätte sie erschiessen lassen, Peng, einfach so. In einer guten Gesellschaft gibt es keinen Platz für Tiere, die Hitler verehren- oder Goebels, Hess oder einen der anderen Typen.

Vor ungefähr 80 Jahre hat sich die SS auf Befehl Hitlers an die Politisierung der Haustiere gemacht, insbesondere von Hunden. Hitler war fasziniert von Hunden und glaubte, es gäbe da verborgene Tiefen in ihren Talenten. Auf seinen Befehl hin entstand die Hundesprechschule, deren Aufgabe es war, ihren Verstand zu ergründen und ihnen Deutsch beizubringen in der Hoffnung, dass sie eines Tages militärisch eingesetzt werden könnten. Sie werden nun vielleicht darüber sinnieren, dass die Deutsche Sprache wohl nicht allzu viel anders klingen würde als das, was man von einem indoktrinierten Dobermann zu hören bekäme, vielleicht von einem, dessen Genitalien in einer Mausefalle hängen (wobei Heinrich Heine so ziemlich das selbe über die Englische Sprache meinte, es ist also gegenseitig). Aber ihre Verben durchkonjugieren und diese Fälle alle richtig hinbekommen würde sicherlich den schlauesten aller Collies vor eine Hürde stellen. Das beste jedenfalls, was die SS fand war ein Dachshund, der auf die Frage "Wer ist Adolf Hitler?" stets in bestem Deutsch antwortete mit: "Mein Führer!" Und auch er konnte seine Pfote zum Gruss heben. Aber ich schweife ab.

Katzen - und Goldfische und Häuser - die wie Hitler aussehen wurden zu einem Internetmem, was wie ich annehme aus unserem endlosen Interesse an diesem Typen entstand und der Tatsache, dass er ein sehr unverwechselbares Äußeres hatte. Angesichts dessen, dass man heutzutage aufgrund eines lächerlichen Gesetzes schon verhaftet werden kann, wenn man als Nazi verkleidet bei einer Verkleidungsparty erscheint ist es sicherlich nur eine Frage der Zeit, bis auch hier bei uns jemand vor Gericht kommt, weil er seiner Katze einen Schnäuzer aufmalt und das ganze bei Instagram verbreitet.

Insbesondere, wenn sie in der Hölle leben, also London. Sadiq Khan, der neue Bürgermeiter von London hat gerade den Aufbau eines neues "Verbrechenszentrums" angekündigt, einer Spezialeinheit der Londoner Stadtpolizei, die etwas verfolgen wird, was sie "Trolle" nennen. Die Times berichtet, das auf zwei Jahre angelegte Zentrum für Online Hassverbrechen wird 1,7 Millionen Pfund kosten, wovon eine halbe Million vom Innenministerium zugeschossen werden. Khans Büro verkündete vornehm, dass es "kein Platz für Hass" gibt in London. Oh, doch da ist welcher, wenn ich da bin. Beim Betreten der Hauptstadt verspannt sich mein Gesicht zu einer starren Hassfratze und bleibt so lange bestehen, bis entweder Potters Bar oder Sevenoaks gesäubert sind.

Der Versuch, eine Emotion zu verbieten hat etwas unglaublich idiotisches an sich und das gilt insbesondere für eine manchmal so produktive, wie Hass es eine ist. Wenn sie wirklich so etwas umsetzen wollen, dann sollten sie eher Affektiertheit oder Selbstgerechtigkeit verbieten - aber dann müssten sie am Ende die halbe Stadt einbuchten, darunter den Bürgermeister.

Und dann wären da noch die oben erwähnten Trolle. Khans Schergen beziehen sich dabei leider nicht auf die haarigen Zweige der nordischen Legende - das wäre eine leicht unterhaltendere Verwendung von Einsatzzeit - sondern sie meinen damit jene Personen, die um es genau zu nehmen, überhaupt nicht existieren. "Troll" ist einfach nur ein Wort für jemanden, der etwas gesagt hat, dem man selbst vehement widerspricht. Ich selbst werde fast täglich als Troll bezeichnet - meist für Zeugs wie "Ich wünschte mir, in der Zeit zwischen dem Absprung der beiden Synchronspringer und ihrer Landung würde jemand das Becken leerpumpen."

Es genügt, sich fünf Minuten lang an einer Dikussion im Internet zu beteiligen bis man Troll genannt wird, insbesondere wenn sich die Diskussion um Politik dreht, oder warum Brighton eine moralische Kloake ist, die man vom Planeten tilgen sollte (in etwa so wie es in den sibyllinischen Orakel geschrieben steht). Es ist völlig egal um was es geht, wie ausgewogen man formuliert, wie ersthaft die Motivation ist, irgendjemand findet sich immer, der einem vorwirft, man ist getrieben vom Hass, oder sagt etwas hasserfülltes. Es ist einfach nicht mehr möglich zu sagen ich habe meine Meinung und du hast deine: Das Internet hat uns alle an einen Punkt gebracht, der weit jenseits des gesunden Menschenverstands liegt. Vielleicht ist es die Anonymität der Sozialen Medien und seiner Unmittelbarkeit, die diese Polarisation befördert - wie auch die Tatsache, dass es da draußen hunderttausende Menschen gibt, die sich liebend gerne beleidigt fühlen und sich geradezu danach sehnen, Opfer eines Hassverbrechens zu werden und voller Neugierde darauf, wie Sie und ich bestraft werden.

Ich nehme an, die Polizei macht zum einen bei diesem Blödsinn mit, weil sie es muss, aber auch, weil solche Nicht-Verbrechen gerade sehr in Mode und politisch korrekt sind und die Hände weniger schmutzig werden, als beim Aufklären anderer Arten von Verbrechen. Die Bullerei bekommt ihre Sternchen bei den Eliten ohne etwas zu beschwerliches oder gar zu gefährliches zu machen. Tollen aber bleibt ein Verbrechen, bei dem niemand wirklich verletzt oder belästigt wird - im Unterschied zu sagen wir abgestochen werden, das Auto gestohlen bekommen, oder ausgeraubt werden. Wird man Opfer eines der beiden letztgenannten Verbrechen, dann kann man schon von Glück reden, wenn überhaupt ein Polizist aufkreuzt. Wenn aber einer einen Kommentar bei Twitter loslässt und meint "Wir sollten die Einwanderer rauswerfen, aber pronto" dann sind es nicht nur die  Blaulichter, die ausschwirren, sondern wenn derjenige Kinder hat auch die Sozialdienste. Es ist eine wirklich seltsame Situation, in die wir uns da reingebracht haben.


Im Original: It’s fatuous to outlaw an emotion – especially hate

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