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Montag, 14. März 2016

The Independent: Die Geburtenrate in Jordaniens Flüchtlingslager schnellt nach oben, da Ehemänner ihren Frauen sagen, sie sollen nicht verhüten



Während syrische Männer darauf aus sind, ihre Heimat neu zu besiedeln müssen Frauen eine schwere Entscheidung für die Familienplanung treffen. Von Olivia Alabaster, 12. März 2016


Mit dem Syrienkrieg im sechsten Jahr und mit mehr als einer Viertel Million Getöteter ist das Gefühl des Verlustes das, was jene näher zusammenrücken lässt, die ihre Heimat verlassen mussten.

Im Azraq Flüchtlingslager in Nordjordanien sagen viele Ehemänner ihren Frauen nicht mehr zu verhüten, was teilweise aus Pflichtgefühl für die Repopulation ihrer Heimat geschieht. Im Durchschnitt werden im Lager pro Monat 70 Kinder geboren und von den 639.000 syrischen Flüchtlingen in Jordanien, ob sie in Lagern leben oder nicht gibt es laut UNFPA, der UN Bevölkerungsorganisation, 16.000 schwangere Frauen und Mädchen.

Die Geburtenrate in Azraq liegt bei 40 (der Anzahl Lebendgeborener im pro 1.000 Menschen und Jahr) verglichen mit 23,5 in Syrien 2012 und 24,5 in Jordanien, wie Dr. Shible Sahbani meint, dem Koordinator von UNFPA in Jordanien.

Er sagt, die hohe Rate läge daran, dass die meisten syrischen Flüchtlinge in Jordanien aus ländlichen Gebieten kommen - Deraa und dem Umland von Damaskus - wo die Geburtenrate bereits über dem nationalen Durchschnitt liegt, da moderne Methoden zur Familienplanung dort wenig verbreitet sind. Er sagt auch, "Nach einer Krise wollen Paare im reproduktiven Alter prinzipiell die Verluste in ihrer Familie kompensieren."

Dieser Sinn für das ferne Mutterland spiegelt sich auch in den Namen der Kinder wider. UN Mitarbeiter sagen, dass sie oft Malsham (das ganze Damaskus) und Yasmin al-Sham (die Jasminblüte von Damaskus) und Sham (Damaskus) genannt werden, Namen die zunehmend populär werden.

Das Azraq Lager wurde für 130.000 Menschen ausgelegt als es 2014 eröffnet wurde, aber momentan wird nur ein kleiner Anteil der Kapazitäten genutzt - für etwa 32.000 Menschen. Im Unterschied zum Nachbarlager Zaatari, das eine zentrale Durchgangsstrasse hat mit kleinen Läden, die Champs-Elysees getauft wurde ist Azraq viel desolater.

Gebaut für eine erwartete Bevölkerung, die nie ankam - viele bevorzugten es mit ihrer Familie in Zaatari oder anderswo in Jordanien zu leben und wurden auch abgeschreckt vom Elektrizitätsmangel in den Wohnanhängern die als Häuser dienen, wie Beamte meinen - hat es eine gespenstische Leere gepaart mit strengen Sicherheitsmaßnahmen, die dafür sorgen, dass niemand herauskommt.

Brandneue Basketballplätze, die scheinbar unberührt liegen. Von den sechs "Dörfern" aus denen das Lager besteht sind nur zwei bewohnt und diese liegen ohne Direktverbindung nebeneinander und sind getrennt von der Wüste.

Eines der beiden "Dörfer" beherbergt das Gesundheitszentrum, das von der UNFPA finanziert wuurde und von der Aid Group, dem internationalen Medizinischen Corps betrieben wird und wo Dr. Wissam Jamah zugibt, dass Familienplanung nicht häufig vorkommt.

Obwohl auch Verhütungsmittel angeboten werden meint Dr. Jamah, dass Fauen eher nicht dazu neigen diese zu nutzen. "Wir müssen die Initiative ergreifen, wir können uns nicht darauf verlassen, dass sie zu uns kommen," sagt er und fügt an, dass zu viele Kinder in zu hoher Regelmäßigkeit zu gebären gefährlich ist für jede Frau. Viele, sagt er, haben Angst, dass Verhütung im Islam haram - verboten - sei. "Ich sage ihnen, dass alle Methoden reversibel sind, und dass es daher in ihrer Religion erlaubt sei, und dass sie es nicht für ewig machen müssen."

Er versucht auch eher, die positiven Seiten davon herauszustellen als die negativen Folgen der Nichtbenutzung anzusprechen. "Ich sage ihnen, wie beispielsweise die Pille gegen verschiedene Krebsarten schützt, und dass Kondome gegen Sexualkrankheiten schützt," sagt er.

Laut Lina Hamidi, der Leiterin einer der beiden Kliniken sind die Frauen trotz des anfänglichen Zögerns interessierter an Verhütung als Männer. "Es kommt sehr häufig vor, dass die Frau verhüten will, aber dann Widerstand von ihrem Ehemann bekommt."

Sie spricht eine kürzlich ereignetes Beispiel mit einer Frau an, die um sich eine Spirale einsetzen zu lassen, aber dann am nächsten Tag wieder kam, um es entfernen zu lassen, nachdem es ihr Ehemann herausfand und damit nicht zufrieden war.

"Die Ehemänner sagen, dass viele ihrer Familien in Syrien ermordet wurden. Daher wollen sie sie ersetzen," sagt Frau Hamidi.

Aber die dafür notwendige Infrastruktur fehlt sehr oft: "Viele [der jungen Mütter] haben ihre eigenen Mütter in Syrien verlassen. Sie sind es nicht gewohnt, von selbst nach allen Kindern zu schauen. Sie wissen nicht, wie man die Babys richtig füttert oder kleidet."

Frau Hamidi sagt, dass die Männer und Frauen manchmal einfach nicht über Fortpflanzung reden. "Die Beziehungen zwischen Ehemännern und -frauen sind nicht transparent," sagt sie und erklärt, dass manche Frau zu ihr kommt für Ratschläge hinsichtlich der Familienplanung, "und dann kommt er und fragt was los sei. Es ist sehr kompliziert."

Weiter östlich im Jordantal in Deir Alla kommen Frauen für pränatale und andere Behandlungen für Frauen in die Comprehensive Women's Center and Clinic, die auch von der UNFPA unterstützt wird.

Kawatr, die nicht ihren ganzen Namen preisgeben wollte ist 31 und hat fünf Kinder. Ursprünglich aus Hama in Syrien kam Kawatr vor drei Jahren nach Syrien und gebar dort ihr jüngstes Kind Taybeh. Ihr ältestes ist 14. "Es war viel schwieriger hier zu gebären. Sowohl physisch als auch emotional," sagt sie.

Ihre Kinder bedeuten ihr alles, aber sie sagt auch, "Ich will momentan nicht noch mehr, da es die Situation nicht erlaubt."

Allerdings gibt sie zu keine Familienplanung zu betreiben. "Mein Ehemann will noch immer mehr Kinder, daher wäre ein weiteres in Ordnung."

Eine andere Frau, Nadia, 35, ist voller Vorfreude über die Hormonspritzen, die sie im Zentrum kostenlos erhält. Sie hat bereits vier Kinder und sagt, in Syrien wusste sie nichts über Familienplanung: "Die Leute wurden wieder und wieder schwanger," sagt sie. "Wir wussten nicht, wie wir es zum Aufhören bringen konnten. Ich hätte durchaus gerne mehr Kinder, aber ich will nicht, dass sie Opfer werden, daher habe ich mich entschlossen, dass es besser ist keine weiteren zu haben."


Im Original: Birth rate soars in jordan refugee camp as husbands discourage wives from using contraception

1 Kommentar:

  1. Na die müssen doch alle nach deutschland. Bei der Geburtenrate sind wir 2020 islamisch.Hurra.
    Schön zu hören, das es leere lager gibt. Ich hatte das zwar befürchtet, aber nu wissen wir es wenigstens. Paradies deutschland wartet.Sarkasmus off.

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